Ernst Mosch ganz privat
Ernst Moschs gigantische Erfolgskurve ist bekannt. Über 40
Jahre machte er erfolgreiche, unverwechselbare Blasmusik.
Sein einzigartiges Gespür bei der Titelauswahl, bis ins Mark
geschliffene Arrangements und Produktionen bescherten dem
Ausnahmemusiker Edelmetall um Edelmetall, füllten die größten
Konzertsäle der Welt und ließen ihn zu einer Ikone im nationalen
und internationalen Musikbusiness werden. Wohin er auch kam
- die Säle waren voll, und die Leute jubelten. Tonträger
von ihm gibt es in 42 Ländern.
Doch trotz aller
Erfolge ist er immer bescheiden geblieben. Er mochte "Leistung
ohne viel zu reden". Der weltbekannte Egerländer hatte
wenig Sinn für branchenübliche Extravaganzen. Ein schönes
Haus im Allgäu unweit Kaufbeuren, ein gut funktionierender
Musikverlag, ein älterer Mercedes - das war die Welt des
Ernst Mosch. Hier fühlte er sich mit seiner Frau, seinen
drei Töchtern und Enkelkindern wohl. "Denn hier gibt es
keinen Publicity-Rummel. Und das ist gut so, wenn man
ernsthaft arbeiten will", sagte er. |
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Bei ihm war alles klar und übersichtlich. Auch seine Karriere
kannte keine Sprünge, keine Schlenker. Böhmische Blasmusik,
ungeachtet von Rock, Neuer Deutscher Welle und Disco-Fieber.
Gleich nach dem Krieg allerdings stieg Ernst Mosch auf Jazz
und Swing ein. "Ich liebte und liebe die amerikanische Big-Band-Musik!
Tommy Dorsey, das war ein Abgott für mich. Oder Stan Kenton
oder der Posaunist Bill Harris. Mein Gott, der hat nicht gespielt,
der hat auf der Posaune gesprochen. So war ich damals überglücklich,
in die Bigband von Erwin Lehn beim Süddeutschen Rundfunk zu
kommen. Wir jazzten, daß es eine Freude war", erzählte er
gerne.
Ernst Mosch
bebte innerlich vor Musikleidenschaft, vor ungeheurem
Willen zur Perfektion. Nichts an ihm wirkte klischeehaft
oder sentimental. Er trat nie auf Wahlkampfveranstaltungen
auf, auch nicht bei Vertriebenenverbänden: "Ich bin unpolitisch
wie meine Lieder. Für mich zählt nur die Musik und auch
nur dann, wenn sie gut ist." Heile Welt? "Was gibt es
Schöneres, als heile Welt" sagte Ernst Mosch einmal und
er meinte es ernst.
Dabei stand er mit beiden Beinen fest auf dem Boden
der Tatsachen. Schickeria imponierte ihm nicht, bei
den Treffen seines Taubenzüchtervereins jedoch ließ
er sich regelmäßig sehen. Mit seinen Brieftauben brachte
er es zu beinahe ebenso vielen Preisen und Ehrungen
wie als Musiker.
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In seiner knapp bemessenen Freizeit war er zu Hause
bei seiner Familie, zog mit seiner Enkelin Julia auf
den Tennisplatz.
Dort wurde kräftig das Racket geschwungen und danach
ein Glas Mineralwasser getrunken, neben Cola und Kaba
sein Lieblingsgetränk.
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Er genoss die langen Spaziergänge mit dem Hund, suchte Ruhe
beim Angeln und nahm am gemächlichen Leben seiner Heimatgemeinde
Germaringen Anteil. Hier im schönen Allgäu fand er die Kraft,
die für sein anstrengendes Musikantenleben unverzichtbar war.
Sich durchhängen lassen gab es für ihn nicht und ans Aufhören
dachte er nie. Ernst Mosch war überzeugt: "Ein Musiker
setzt sich keinen Schlusspunkt. Das macht ein anderer ..."
Ernst Mosch starb am 15. Mai 1999. Gerhard Schilling hat
einen Nachruf geschrieben:
Unvergessener Ernst Mosch
Mit dem Tod von Ernst Mosch (15. Mai 1999) ist die volkstümliche Blasmusik ärmer geworden. Schließlich war er es, der sie wie kein anderer über 40 Jahre lang entscheidend geprägt hat. Und dass sein Erfolg mit 29 Goldenen, Platin- und Diamant besetzten Schallplatten gigantische Dimensionen erreichte, konnte der sehr leicht nachvollziehen, der ihn einmal live erleben durfte. Seine Konzerte glichen dem Treffen der Generationen - sie wurden von Fans jeglichen Alters bejubelt.
So bekam das Publikum bei der letzten rund 30 Stationen umfassenden Mammut-Tournee ein Konzerterlebnis geboten, das seinesgleichen sucht. Moschs enorme Ausstrahlungskraft, seine erfrischend zeitlose Musik und sein sicheres Gespür für perlende Harmonien und perfekte Klanggestaltung ließen ihn zum "Magier" des swingenden Blechs werden, der mit wohltemperierten Arrangements stilistische Grenzen aufhob.
Der ehemalige Bigband-Jazzer Ernst Mosch war ein Vollblutmusiker, ein Jongleur mit musikalischen Bildern, die seine Fans immer im Kopf haben werden. Er war der lebende Beweis, dass Erfolg in der Musikszene nicht auf Kosten von Kreativität und Intelligenz zustande kommen muss. Über die Jahre seiner einzigartigen Karriere konnten seine Bewunderer und Kritiker seine immer neuen Wendungen und Bemühungen, musikalisches Neuland für die Blasmusik zu erkunden, verfolgen. Die Liebe zum Experiment und zu phantasievollen neuen Klängen machten seine Musik so faszinierend, abseits konfektionierter Massenware. Von seinen Musikern erwartete er nicht nur absolutes Können, sondern auch das Gefühl, sich in seine Vorstellungen einzuklinken. So sagte er einmal in einem Interview: "Bei mir muss jeder Musiker wissen, worum es geht. Wir sind ein freies Orchester, das auf die Gunst des Publikums angewiesen ist. Jeder einzelne Musiker muss sein Instrument beherrschen, denn eine Musikschule sind wir keine. Ich habe mich schon von wirklich sehr guten Musikern trennen müssen, die einfach nicht meine Vorstellungen fühlten und diese auch nicht verwirklichen konnten." Frei von modischem Krimskrams, subtil bis ins Detail, tragen alle Stücke den Stempel des in Zwodau geborenen Ausnahmemusikers. Sein Rezept schien ganz einfach. "Und wenn man heute die Egerländer hört, weiß man nach acht Takten, das ist der Mosch."
Einfach nur spielen war ihm nicht genug. "... entscheidend ist, dass, wenn ein Titel von den Egerländern im Radio läuft, der Hörer den Lautstärkenregler nicht nach links, sondern nach rechts dreht".
Aber auch auf der Bühne verlangte er seinen Musikern alles ab. Seine Musik musste Spannung haben, aber doch locker klingen. "Ich schenke keinem einen Takt. Ich will es genau, ganz genau. Da darf noch nicht mal ein Haar dazwischen geh'n", war seine Prämisse. Seine Musik war ehrlich, finanzielle Dinge interessierten ihn in diesen Momenten nicht. "Dies würden meine Zuhörer sofort merken. Bei meinen Auftritten zählen in erster Linie die Musik und mein Publikum. An Geld denke ich in solchen Momenten überhaupt nicht. Wichtig ist, dass die Leute, die zu mir ins Konzert kommen, absolute Qualität hören und mit mir und meinen Original Egerländern zufrieden sind. Egal wo wir gespielt haben - im Festzelt oder in der Berliner Philharmonie - können wir immer wieder kommen."
Aber was machte Ernst Mosch für seine Musiker so faszinierend? Der Tenorhornist Ernst Hutter brachte es auf einen Nenner: "Bei Mosch ist es einfach anders. Warum, kann ich nicht sagen." Ernst Mosch wollte noch weitere Konzerte geben, die Städte besuchen, die er ausgelassen hat. Doch der Tod war schneller. Die Musik war sein Leben. Einen Schlusspunkt hat er sich selber nie setzen wollen, "Dies", so Mosch, "macht ein anderer".
Und wenn einer wie Ernst Mosch bilanzierend sagen kann: "Ich kann auf ein erfülltes Leben mit Freude zurückblicken und würde alles noch einmal genauso machen", dann ist dem nichts mehr hinzuzufügen.
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Ernst Mosch bei seinen "Perückentauben"
(1965)
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1975: Ernst Mosch mit seinen prämierten Brieftauben
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Hobbyfischer 1991
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